• Das Coburger Fuchsschaf-

    Erfolgsgeschichte einer bodenständigen Landschafrasse

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Die alte Schäferei in Ahorn (Coburger Land)

Fast ausgestorben und heute wieder da

Eine alte Landschafrasse und die Rettung

In den beiden großen Rassebeschreibungen des vorletzten Jahrhunderts von May (1868) und Bohm (1883) wird das Coburger Fuchsschaf noch nicht speziell erwähnt, dennoch ist es eine jahrhundertlang bodenständige Landschafrasse der Mittelgebirge über nationale Grenzen hinaus und nicht nur in Deutschland. Tiere dieses Typs sind auch in Nordafrika und Nordamerika nachweisbar. Erst durch die Veröffentlichungen von Otto Stritzel, dem "Urvater" unserer Coburger Fuchsschafe, in den 50er und 60er Jahren, wird man auf das Fuchsschaf aufmerksam gemacht. Charakterisiert sind die "Füchse"durch die rotbraune Färbung von Kopf und Beinen und durch die zumeist melierte Wolle, das sogenannte "Goldene Vlies".

Die Füchse waren unter vielen Namen bekannt. So finden wir:
Goldfüchse
Rotfüchse
Westerwälder Füchse
Eisfelder Fuchsschafe
Eifeler Schafe
Ardenais
Solognotes
Rousse Tetes
Welsh Mountain Sheep
 
Das sind allerdings nur einige Namen der einzelnen Schläge, sie beziehen sich fast immer auf die örtlichen Zuchtgebiete.
 
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts waren 60% des Schafbestandes in der Provinz Coburg fuchsköpfige, schlichtwollige Schafe. In den anderen Verbreitungs-gebieten war es ähnlich. Durch die allgemeine Entwicklung der 20er und 30er Jahre, nur noch wenige Rassen mit hoher Fleischleistung zu züchten, wurden die Landschafe systematisch dezimiert, Landschafe wie das Zaupel- bzw. das Steinschaf wurden fast völlig ausgerottet.

Otto Stritzel, Foto von ca.1962

Die "Urväter" des Coburger Fuchsschafs

Dem Fuchsschaf wäre es wohl ähnlich gegangen, hätte der nicht schon erwähnte Schäfer- und Tuchmeister Otto Stritzel im Fichtelgebirge für sein Tuchherstellung ein bodenständiges Schaf gebraucht, das auch in höheren Lagen gut gedeihen konnte und geeignete Wolle brachte. Seine Idee war es, diese geeignete Landschafwolle zur Herstellung eines einheimischen Tweed-Stoffes nach englischem Vorbild zu verwenden. Durch die einheimischen Bauern hörte Stritzel von der alten, genügsamen Landschafrasse, dem Coburger Fuchsschaf. So suchte er in den Mittelgebirgen nach den schönsten Tieren, die noch die Merkmale dieser alten Landschafrasse zeigten.


Er begann 1943 seine Zucht mit 30 Coburger Fuchsschafen. In den ersten Jahren hatten die Tiere gefleckte Köpfe und Beine, die Brauntöne variierten sehr (Goldfuchs, Rotfuchs, Kohlfuchs). Das Durchschnittsgewicht betrug bei den Muttertieren 1945 nur 35 kg, durch die Einkreuzung von Böcken der Welsh Mountain Rasse und Solognote-Böcken. Sogar mit Texel- und Merinolandschafböcken wurde experimentiert und auch dadurch das Durchschnittsgewicht auf ca. 60 kg erhöht. Aber das Ziel blieb immer die grobe Wolle.


Zusammen mit Walther Rößle, der seit 1962 als Schäfermeister bei Stritzel die Schafherden betreute, wurde das gesetzte Zuchtziel erreicht. 1966 wurde das Coburger Fuchsschaf als Landschafrasse von der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) anerkannt. 130 Muttertiere wurden in das Herdbuch aufgenommen.

Ende der 60er Jahre gab dann Otto Stritzel seinen Betrieb als Tuchmacher auf und zog mit samt seinen Füchsen nach Baden-Baden, der schönen Kurstadt an der Oos in Baden-Würtemberg, wo dann Ewald Svensson 1978 seine Schafe übernahm. Zeitgleich hatte der Schäfermeister Walther Rösle bei Otto Stritzel seine eigene Coburger-Herdbuchzucht aufgebaut und konnte daher in Bug am Rande des Fichtelgebirges die Zucht vor Ort erfolgreich fortsetzen. Damit nam die Verbreitung der Rasse der Coburger Landschafe mit diesen beiden ursprünglichen Zuchtlinien seinen Lauf.

1982 stellte die Herdbuchgesellschaft Bayern auf der DLG-Ausstellung in München erstmals eine Kollektion Coburger Fuchsschafe aus. Seitdem sind Coburger Fuchsschafe auf allen größeren Ausstellungen, sei es die DLG in Frankfurt (1984) und in Hannover (1986), das Zentrallandwirtschaftsfest (ZLF) in München oder die Grüne Woche in Berlin, vertreten.

Ewald Svennson

Walther Rößle, das legendere "R" findet man heute immer noch in den Pedigrees
Verena Täuber mit dem Bundessieger 1986
Vor einigen Jahren schrieb man noch über das Coburger Fuchsschaf: "Das Coburger Fuchsschaf wird heute in Bayern nur noch von einigen wenigen Schafhaltern, hauptsächlich in Oberfranken, in der Koppel- und Hütehaltung gehalten. Es ist nach wie vor vom Aussterben bedroht." Auch in der Festschrift zum 25-jährigen Bestehen der Bayerischen Herdbuchgesellschaft (1985) heißt es: "Der Erhalt dieser Schafrasse ist mit der geringen Population nicht sichergestellt, sie ist aus landeskulturellen Gründen erhaltungswürdig."
 
Glücklicherweise hat das Coburger Fuchsschaf immer seine Liebhaber gehabt. In den letzten Jahren geht die Entwicklung des Fuchsschafes positiv nach oben. Allein die Zahlen der Herbuchzüchter beweisen es: Anfang der 80er Jahre gab es in Bayern zwei Herdbuchbetriebe mit ca. 100 eingetragenen Mutterschafen und drei Zuchtböcken. In Baden-Württemberg gab es einen größeren Betrieb, Ewald Svensson, Baden-Baden. 1997 waren es schon 45 Herdbuchbetriebe mit 2000 Herdbuchmuttertieren und 50 Zuchtböcken in Bayern.
 
Daneben entstanden Zuchten in Rheinland-Pfalz, in Hessen, in Niedersachsen auch in den übrigen Bundesländern waren Zuchten aufgebaut. In vielen Betrieben werden Fuchsschafe gehalten, meistens im Nebenerwerb oder hobbymäßig oder aus Idealismus, um die Rasse vor dem Aussterben zu bewahren. Mancher Herdenhalter hält sich einige Fuchsschafe für den eigenen Fleischbedarf.
 
überarbeiteter Beitrag aus Artikeln von Verena Täuber, 1999 und 2009
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